Gesichter der Flucht

Ein Kunstprojekt mit Flüchtlingen von Ulrike Bals & Jochen Quast

sehen. gesehen werden

Mit unserem Kunstprojekt „Gesichter der Flucht“ richten wir den Fokus wieder auf die Menschen und schaffen Raum für Reflexionen und Begegnungen. Eine Metamorphose - vom fotografischen Portrait zum malerischen Selbstbildnis.

„Gesichter der Flucht“ besteht aus einer wachsenden Zahl von Selbstportraits. Es ist ein unbegrenzt fortsetzbares Kunstprojekt, das davon lebt, möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen. Nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch ihre Helfer werden einbezogen. Im gemeinsamen Schaffen entsteht Verbundenheit und Vertrauen - und damit eine wichtige Vorraussetzung für Integration: die innere Bereitschaft zur Öffnung.

Wenn wir mit einer Gruppe von Flüchtlingen arbeiten, ist es uns wichtig zunächst eine schöne Atmosphäre zu schaffen. Wir bringen Tee, Kuchen und Musik mit und die Stimmung ist meist ausgelassen und fröhlich. Leichtigkeit statt Leistungsdruck. Von Anfang an stellen wir klar: hier geht es in erster Linie darum, miteinander Freude zu haben.

Die Projektarbeit beginnen wir mit dem Erstellen fotografischer Portraits. Für manche ist das kein leichter Schritt. Wir lassen den Mutigen den Vortritt. Die anfängliche Scheu weicht meist schnell der kindlichen Freude an der Selbstinszenierung. Anschließend werden die so entstandenen Fotografien am Computer digital verfremdet. Dabei werden die Bilder in helle und dunkle Farbflächen zerlegt und erhalten eine monochrome Hintergrundfläche. Die so abstrahierten Fotografien dienen den Flüchtlingen als Vorlage ihrer gemalten Selbstportaits. Aus dem akribischen Nachzeichnen entwickelt sich meist das Bedürfnis individueller Ausgestaltung. Es beginnt ein positiver, künstlerischer Prozess der Auseinandersetzung mit dem eigenen Bild, mit sich selbst.

Alle Portraits werden mit Acryl auf Leinwand gemalt - und zwar immer im gleichen Keilrahmenformat von 40cm x 40cm. Später werden die quadratischen Einzelbilder wie ein Puzzle zusammengesetzt.

Ist ein Bild vollendet, sind die Flüchtlinge meist selber verblüfft, was sie erschaffen haben. Stolz posieren sie mit ihrem Gemälde und lassen sich von anderen damit fotografieren. Dann wird es über soziale Medien in die Heimat gesimst und von Freunden oder der Familie bestaunt. Aber es gibt auch stille Momente der Begegnung. Wir fragen nie nach den persönlichen Schicksalen - aber wenn uns jemand seine Geschichte erzählen möchte, oder etwas mitteilen, dann hören wir zu. Dabei wächst das gegenseitige Vertrauen und die Leute wagen es auch, mit ihren Problemen zu kommen. Und wenn es möglich ist, dann hilft man eben.

Die entstanden Portraits sind wie Spiegel, die mit Liebe schauen. Sich plötzlich herauszuheben aus einer grauen Masse von Gesichtslosen, gesehen zu werden und sich selbst neu zu entdecken, sich zu lieben und geliebt zu werden - das ist der Kick. In den nächsten Jahren werden hier noch viele Menschen Zuflucht suchen. In ihren Hoffnungen und ihrem Mut ganz neu zu beginnen, steckt eine große Chance für unsere Gesellschaft - wenn uns die Integration gelingt. Uns persönlich bringt die Arbeit mit den Flüchtlingen viel Freude. Wer den Menschen mit Respekt begegnet, wird vielfach zurück beschenkt.

Die Vision

Wandlung durch Kunst

Aus Fotografien - also einer Sicht von Außen - entstehen Selbstbildnisse, in denen eine innere Sicht zum Ausdruck kommen kann. Diesen Prozess der Wandlung, der sich sowohl im Schaffensprozess, als auch in der Wahrnehmung wiederspiegelt, bezeichnen wir als Metamorphose.

Es ist ein zarter Wandlungsprozess, der jedoch einen starken Impuls geben kann. Die spielerische Selbstinszenierung öffnet einen Raum, in dem sich die Person neu erfahren - sich selbst neu (er)finden kann.

Zugleich findet dieser kreative Prozess der Selbstreflexion innerhalb einer geschützten Gruppe statt, als gemeinschaftliche Aktion. Das gemeinsame Arbeiten fördert den Austausch untereinander - mit den anderen Flüchtlingen und mit den begleitenden Flüchtlingshelfern. So entstehen Anknüpfungspunkte für Kommunikation, Integration und Inklusion.

Alle entstandenen Werke werden hier in der Galerie im Internet ausgestellt. Unsere Vision ist es darüber hinaus, mit der Sammlung aller Originalgemälde irgendwann eine große wandernde Ausstellung zu bestücken. Wir hoffen, mit unserem Kunstprojekt einen Beitrag zu einer friedlichen Verständigung leisten zu können.

Filmcollage "Metamorphose"

In der filmischen Collage "Metamorphose", visualisiert Ulrike Bals den Prozess der Wandlung vom Portraitfoto zum gemalten Selbstbildnis.

 
Gesichter der Flucht. Metamorphose | Filmcollage von Ulrike Bals, 2016

Die Initiatoren

Wer wir sind

Ulrike Bals ist Designerin, Jochen Quast ist Fotograf. Wir engagieren uns seit Dezember 2014 ehrenamtlich als Flüchtlingshelfer in Niedersachsen.

Da wir uns mit Gestaltung und Fotografie beschäftigen, war es naheliegend ein künstlerisches Projekt anzubieten. Aber wir waren selbst erstaunt, wie positiv dies von den Flüchtlingen angenommen wurde, wie aufgeschlossen und eifrig sie bei der Sache sind. Für viele ist es ja das erste Mal, dass sie überhaupt einen Pinsel in die Hand nehmen.

Bei unserer Arbeit mit den Flüchtlingen können wir beobachten, dass die Auseinandersetzung mit dem eigenen Bild auch eine innere, psychologische Dimension hat. In einer Lebenssituation der Entwurzelung ist es hilfreich, sich selbst reflektieren und neu sehen zu können. Es öffnet die Menschen und fördert ihre Bereitschaft zu Kommunikation und Integration.

Unser Projekt im Film

Im Mai 2015 begleitete uns ein Filmteam des NDR bei unserer Arbeit in einer Flüchtlingsunterkunft. Die entstandene Dokumentation des Kunstprojektes von Johanna Lepere wurde anschließend in der Sendung DAS! als Kurzreportage ausgestrahlt.

Der Film stellt das Kunstprojekt vor und zeigt in einfühlsamen Bildern unsere Arbeitsweise. Dabei wird sehr gut die Atmosphäre innerhalb der Gruppe eingefangen, die von Leichtigkeit und Freude geprägt ist.

Kurzreportage von Johanna Lepere / NDR, Sendung DAS! vom 13. Juni 2015

Mitmachen. Unterstützen

Jeder kann mitmachen!

Dieses Kunstprojekt gewinnt mit jedem weiteren Teilnehmer, mit jedem Bild, mit jedem Prozess der Öffnung und Annäherung. Je mehr Menschen sich beteiligen, als Künstler und als Helfer, und je größer die Gemeinschaft wird, desto stärker wird die künstlerische Aktion.

Wir laden Verbände, Organisationen, Gruppen und Personen ein, an unserem Kunstprojekt teilzuhaben. Wenn Sie mitmachen wollen oder weitere Informationen wünschen, wenden Sie sich bitte an uns über das untenstehende Kontaktformular.

Wir brauchen Förderer, Sponsoren, Unterstützer!

Damit wir dieses Projekt in einer größeren Dimension umsetzen können brauchen wir finanzielle Unterstützung.

Wir versuchen derzeit eine Finanzierung auf die Beine zu stellen und sind dankbar für jede zielführende Unterstützung: über Informationen, Kontakte und Tipps bezüglich Sponsoring, Crowdfunding, Fördermittel z.B. des Bundes oder von Stiftungen und anderen Organisationen.

Egal ob materiell oder immateriell - wir freuen uns über Ihren Beitrag!

Kontakt

Impressum

Verantwortlich für den Inhalt gemäß § 5 TMG:

Ulrike Bals, Sasendorf 5, D-29549 Bad Bevensen

Telefon: +49 (0)5821 977 470
Mobil: 0171 78 46 199
Email: Anfrage senden
www.gesichter-der-flucht.de

 
USt-IdNr.: DE286594704

Fotografien:
© Jochen Quast
http://www.jochenquast.de

Projektidee & Konzeption, Webdesign, Digitale Fotoverfremdungen, Filmcollage "Metamorphose":
© Ulrike Bals
http://www.ideenlabor.design